Du bist SEIN geliebter Sohn

Dieser Text ist ein authentischer Erlebnisbericht von Ann Elisabeth Auhagen, Schülerin des Werkes Ein Kurs in Wundern, einer Neuoffenbarung von Jesus, mit deren Hilfe wir uns erlösen können. Danke, Jesus.

Wohin soll ich heute gehen, HEILIGER GEIST? Derzeit habe ich die Möglichkeit, viel zu wandern – durch Land und Stadt. Ich liebe das. Und besonders schön ist es zu wissen, dass der Zweck auch dieser Beschäftigung durch den HEILIGEN GEIST verändert wurde. Nun dient etwas, für das mir die Möglichkeit gegeben wird und mir Riesenfreude bringt, der Erlösung. Wie alles andere auch.

Heute ist ein Tag der Freude: Ich habe einen Heiligen Augenblick erlebt! Und ich bin so dankbar dafür, denn diesem Augenblick gingen viele Wochen schrecklicher Zweifel und Angst voraus: Werde ich diesen Kurs schaffen? Muss ich am Ende doch erneut die Täuschungen, krank zu werden und zu sterben erleiden? Weil ich vom Ego-Denken nicht lassen kann und die Angst vor der Erlösung sich durchsetzt? Immer wenn diese Gedanken kommen – und sie kommen dauernd –, berichtige ich mich und bitte um das Wunder. Diesen Gedanken will ich nicht. Er hat keine Macht über mich. Stattdessen wähle ich…dann nehme ich einen Gedanken von Jesus aus dem Kurs. Macht kann ein Gedanke ja nur haben, wenn ich – wie auch immer – an seine Wirklichkeit und seine Wirkung glaube. Deshalb ist es für mich immer wieder wichtig anzufügen, dass dieser Gedanke nichts bedeutet. Dieser Gedanke ist nicht mit GOTT gedacht. Er hat daher keine Ursache, denn die einzige Ursache ist GOTT. Somit kann dieser Gedanke nichts Wirkliches verursachen. Seine scheinbare Wirkung, also die Welt, die ich sehe, ist meine falsche Wahrnehmung. Sie genau ist jener falsche Zeuge, auf den sich das Ego beruft und sagt: „Siehst du, da ist doch die Welt mit ihren Bedeutungen“. Diese „Beweislast“ scheint bisweilen erdrückend. Genau das ist dieser Teufelskreis – im wahrsten Sinne des Wortes: Meine Wahrnehmung der Welt beruht auf scheinbarer Wirkung bedeutungsloser Gedanken – wenn auch das Ego-Denken in der Welt die Ursache wähnt (Meine bedeutungslosen Gedanken zeigen mir eine bedeutungslose Welt, Lektion 11, Ü, S. 18). Die Wahrnehmung wird nicht angezweifelt, da sie so wirklich wirkt. Damit wird sie erneut scheinbar bestätigt und weiter erhalten. Diesen Teufelskreis will ich mit dem HEILIGEN GEIST durchbrechen.

Ich berichtige mit der Tageslektion, aber auch mit anderen mir passend erscheinenden Passagen aus dem Kurs, die ich auswendig kann. So ist mir etwa folgende Stelle besonders hilfreich, weil sie mich daran erinnert, dass ich mein altes Lernen nicht mehr will und dass ER da ist: Ich bin nicht allein und möchte meinem Gast nicht die Vergangenheit aufdrängen. Ich habe IHN hereingebeten, und ER ist hier. Ich brauche nichts zu tun, außer mich nicht einzumischen (T, S. 331, Versalien und kursiv im Original). Oder ich praktiziere Lektion 163 (Ü, S. 309, Versalien im Original): Es gibt keinen Tod. GOTTES SOHN ist frei. Jetzt will ich allen Gedanken des Todes, wie der Krankheit, des Zweifels, des Unglaubens, der Hilflosigkeit entsagen. Gerade auch der Hilflosigkeit zu entsagen, ist für mich neu. Denn mein altes Lernen besagte: Ich kann nichts gegen Krankheit, Tod und Unglück machen, hoffe aber, dass es mich nicht zu schlimm erwischt. Die scheinbare Hilflosigkeit kommt jetzt durch die Hintertür zum Ausdruck: Und wenn es doch nicht stimmt? Und wenn ich doch krank werde? Kann mich nicht doch etwas treffen, das ich nicht wollte? Jesus ist im Kurs eindeutig: Ich bin verantwortlich für das, was ich sehe. Ich wähle die Gefühle, die ich erfahre, und ich entscheide mich für das Ziel, das ich erreichen möchte. Ich bitte um alles, was mir zu widerfahren scheint, und ich empfange, wie ich gebeten habe (T, S. 449, fett und kursiv im Original). Und dieser Gedanke, dass ich Tod und Geburt, Krankheit und Gesundheit, Leid und Freude dieser Welt, also das duale Ego-Denksystem immer noch wollen könnte, ist mir besonders bedrohlich. Bedrohlich, weil ich die Dualität von Angst und Wunsch erfasse. Und das Gefühl der Bedrohung kommt ja wiederum nur vom Ego. Wie oft habe ich schon diese Angst, diesen Wunsch, die Angst vor der Erlösung, den Wunsch nach Erlösung dem HEILIGEN GEIST gegeben. Ich will das duale Denksystem nicht behalten, sondern es auflösen lassen. Bis vor kurzem dachte ich, ich könne mich halbwegs auf mich selbst verlassen. Ich kann es nicht – jedenfalls will ich nicht mehr auf das Ego-Denken vertrauen. Nun will ich die Wahrheit annehmen, dass alles nur durch meinen Geist scheinbar hervorgerufen wurde. Ich vermeine zu schwanken zwischen der Illusion der Angst „Ich ängstige mich vor meinem eigenen Geist, da er die Hölle zu machen scheint“ und der Illusion der Erleichterung „Es ist glücklicherweise nur in meinem Geist und dort kann ich es beeinflussen, weil es nicht wirklich und damit veränderbar ist“.

Heute scheint mich wieder die alte Angst gepackt zu haben, von Frieden keine Spur. Es fühlt sich tatsächlich so an, als wenn die Angst mich packt und ich ihr ausgeliefert zu sein scheine. Das muss das alte Lernen sein, denn aus dem Kurs weiß ich, dass ich mich für die Angst entschieden haben muss. Offenbar ist da immer noch der Gedanke, dass Angst mir nützen könnte, obwohl ich weiß, dass sie bedeutungslose Magie ist. Und Magie kann nichts bewirken, sie tut nur so. Wenn ich jedoch glaube, dass sie wirkt, verleihe ich ihr scheinbare Macht. Also bringe ich die Idee des Nutzens der Angst erneut zum HEILIGEN GEIST und bitte darum, sie aufzulösen. Wieder drehen sich die Gedanken in der beschriebenen Weise: Was – wenn du doch krank wirst, wenn du wieder stirbst? Der Gedanke an eine erneute Wiedergeburt schreckt mich seit meiner geistigen Aufklärung durch den Kurs. Will ich doch endlich alles Leiden hinter mir lassen. Und da ich an den Tod als Erlöser nicht mehr glaube, bleibt mir ausschließlich die Auferstehung, wenn ich mich nicht weiter im Rad der Wiedergeburt drehen will. Im Ego-Denken ergibt sich damit ein enormer Erfolgsdruck. Das Ego mag nicht glauben, dass es selbst nichts tun muss. Ist es doch auf Lernen und nicht auf Verlernen getrimmt, auf Führen statt auf vom HEILIGEN GEIST geführt zu werden, auf Urteil statt auf Vergebung, auf eigenes Denken, Reden, Fühlen und Handeln statt auf Stille, auf Vergangenheit und Zukunft statt auf Gegenwart, auf Probleme statt auf Wunder. Darauf, seinen Augen und Ohren zu trauen, statt deren Meldungen als Täuschungen zu betrachten.

Die Panik ergreift mich so stark, dass ich es kaum schaffe, mich gegen dieses Gefühl zu entscheiden. Ich fühle mich wie gelähmt. Was kann ich denn ausrichten, wenn der schiere Schrecken in mir ist, wenn das, wovor ich mich fürchte, ausschließlich in meinem Geist ist? Jesus sagt, dass das genau der Grund ist, weshalb ich etwas ausrichten kann. Das leuchtet mir ein, doch in der Ausführung habe ich meine Mühe. Es erscheint, als ob ich gegen meinen Willen in mir selbst gezwungen werde, auf die Illusionen von Krankheit und Tod zuzusteuern. Das ist der Konflikt vom Ego, das ist die Täuschung, und es fällt mir schwer, sie von der Distanz aus zu betrachten. Doch es gibt für mich kein Zurück mehr. Zu weit habe ich schon die Richtung des Kurses mit Jesus eingeschlagen. Es gibt nur ein Vorwärts, mein VATER, zu Dir. Und das ist das Wunder: Ein Wunder ist eine Berichtigung. Weder erschafft es, noch verändert es tatsächlich überhaupt. Es schaut lediglich auf die Verwüstung und erinnert den Geist daran, dass falsch ist, was er sieht. Es hebt den Irrtum auf, doch versucht es nicht, über die Wahrnehmung hinauszugehen noch die Funktion der Vergebung zu überschreiten (Ü, S. 474). Also berichtige ich weiter: Nimm dieses von mir, betrachte es und beurteile es für mich. Lass es mich nicht als Zeichen der Sünde und des Todes sehen noch zur Zerstörung nutzen. Lehre mich, wie ich daraus kein Hindernis für den Frieden mache, sondern es DICH für mich nutzen lasse, um sein Kommen zu erleichtern (T, S. 420, Versalien, kursiv und fett im Original). Und weiter: Niemand kann scheitern, der die Wahrheit zu erreichen sucht (Lektion 131, Ü, S. 239, kursiv im Original). Jesus sagt, ich solle froh darüber sein, wie äußerst leicht die Hölle aufgehoben werden könne. Ich bräuchte nur Folgendes zu sagen, damit alles, worauf ich schauen würde, gänzlich verändert würde. Auch dieses kann ich auswendig, denn ich will, dass die Hölle äußerst leicht vergeht. Also beginne ich: Ich bin der heilige…äh…SOHN GOTTES SELBST – sollte es eigentlich weitergehen. Doch ich bringe die Passage aus lauter Angst und Zweifel nicht zu Ende. Aber ich setze erneut an. Denn eines mache ich immer, und wenn es noch so schwer zu fallen scheint: Ich bringe die Berichtigung bis zum Ende, nehme die Sühne an, bitte um das Wunder, und darum, dass der HEILIGE GEIST die Folgen meiner und meines Bruders Fehlentscheidungen aufheben möge. Also: Ich bin der heilige SOHN GOTTES SELBST…Wieder gerate ich ins Stocken. Ich bin der heilige SOHN GOTTES SELBST. Ich kann nicht leiden und kann nicht in Schmerz sein, kann nicht Verlust erleiden und kann nicht darin versagen, alles zu tun, worum die Erlösung bittet (Ü, S. 364, Versalien und kursiv im Original). Amen. So ist es. Amen!!!

Das scheint die Ego-Stimme in mir nicht zu beeindrucken. Sie tönt weiter. Hast du nicht viel zu wenig getan in deinem Leben? Hast du nicht viel zu wenig gegeben? Gewogen und für zu leicht befunden – tönt es in meinem Geist. Halt! Das muss Ego-Religion sein. Halt! Halt! Stopp! Das ist genau das Ego-Denken, das den Thron GOTTES im Begriff ist zu besetzen. Das genau ist die scheinbare Usurpation: Das Ego-Denken sitzt auf GOTTES Thron – und es ist gerade dabei, mich zum Tode zu verurteilen! Gnadenlos. Obwohl ich davon weiß und sie nicht mehr will, zeigen sich die Anziehungskraft der Schuld und des Todes sowie die Angst vor der Erlösung in diesen Gedanken. Gnadenlos. Nein! Nein! Keine Angriffsgedanken, keine Kreuzigung! Das ist nicht mein Wille. Es ist wie ein innerer Schrei.

Im selben Augenblick als ich das denke, spricht GOTT SEIN Urteil: DU BIST MEIN GELIEBTER SOHN. Diesen Satz höre ich ganz klar in mir. Im selben Augenblick fällt alle Panik von mir ab – so, als ob sie nie da gewesen wäre. War eigentlich jemals Schnee auf dem Feld, auf dem nun Frühlingsblumen blühen? Das Gras drängt durch die Erde, die Bäume schlagen aus, und die Vögel sind gekommen, um in ihren Ästen zu leben (Ü, 408). Alle Gnade, alle Liebe sind in diesen Worten, die mir im Innern gegeben werden: DU BIST MEIN GELIEBTER SOHN. Und ich weiß, dass Gnade und Heilung mit Sicherheit auch einen Bruder umfassen, der – wie es in der Welt heißt – krank war und starb: Wenn ich geheilt bin, bin ich nicht allein geheilt. Und ich möchte meine Brüder segnen, denn mit ihnen möchte ich geheilt werden, so wie sie mit mir geheilt werden (Ü, S. 263, kursiv im Original). Unsere Beziehung habe ich vollständig – wie alle anderen Beziehungen – dem HEILIGEN GEIST übergeben. Wie oft habe ich dem Bruder vergeben, was er nicht tat. Ich vergebe immer, wenn meine Gedanken in der Vergangenheit weilen (Lass mich heute meines Bruders Vergangenheit vergessen, Lektion 288, Ü, S. 442; Ich will mich daran erinnern, dass es keine Sünde gibt, Lektion 259, Ü, S. 425). Dann lasse ich mich und meine Projektionen auf ihn berichtigen: dass ich ihn und mich als Körper wahrnahm, dass ich ihn und mich bisweilen als gescheitert wähnte, dass ich ihn und mich als Ego sah, dass er und ich an die Welt glaubten, dass er sich krank wahrnahm und ich ebenso – das ganze vormalige Dasein lasse ich vom HEILIGEN GEIST berichtigen. Jetzt spüre ich die Heilung meines Bruders, seine Freude, seine Liebe und sogar seine geistige Hilfe für mich. Nein, er ist nicht tot, er ist lebendig.

Wichtig ist für mich das Erfassen, dass ich die Vergangenheit in jeder Form nicht nur vergeben kann, sondern dieses auch darf. Dass ich sie nicht behalten muss, ja, dieses gar nicht soll. Dass ich die Vergangenheit, gleichgültig ob als freudig oder leidvoll wahrgenommen, gleichgültig, um was es geht, nicht wie ein in ewigen Stein gehauenes geistiges Monument bewahren soll, dem es zu huldigen gilt. Weil die Vergangenheit nur aus meinen eigenen bedeutungslosen Gedanken besteht. Und entweder erhalte ich die Vergangenheit als geistiges Monument in meinem Geist aufrecht, dann ist sie für mich aktuell da und gibt meinen eigenen Fehlschöpfungen Recht. Oder ich lasse Vergebung auf ihr ruhen. Dann will ich nicht mehr Recht haben und brauche nicht an meine eigenen Fehlschöpfungen zu glauben – da jeder liebevolle Gedanke ewig ist, entfällt die Sorge, dass da irgendetwas abhanden kommen könnte. Dann ist die Vergangenheit aufgehoben und in ihrer aktuellen Wirkung auf mich vergangen. Und genau diese letztere Art mit der Vergangenheit umzugehen, die darf und soll ich erlernen, wenn ich dem Denksystem des Kurses folge. Denn dann wird mein Geist frei für das, was mir GOTT jetzt geben will. Mir war gar nicht klar, dass ich diese Freiheit besitze.

Vollkommen erfüllt bin ich von GOTTES Gnade in diesem Heiligen Augenblick der Erlösung. Da sind nur Freude und Liebe und unendliche Erleichterung. Meine Tränen sind Tränen Erleichterung und der Dankbarkeit. Ich fühle mich von der Gnade des VATERS vollkommen umfasst und erfasst. So bewahrheitet sich in diesem Augenblick die Aussage von Lektion 169: Durch Gnade lebe ich, durch Gnade werde ich befreit (Ü, S. 323). Danke. Doch das Wort kann meine wirkliche Dankbarkeit nicht beschreiben: Jedes Hindernis, über das der Frieden hinwegfließen muss, wird immer auf dieselbe Weise überwunden: Die Angst, die es errichtet hat, weicht der dahinterliegenden Liebe – und so ist die Angst vergangen (T, 421). Diese Liebe will ich teilen!

Wohin also soll ich heute gehen? Sofort sehe ich in meinem geistigen Auge einen Bruder vor mir. Er sitzt auf der Straße zusammen mit seinem Hund und wartet verzweifelt und in Schmerzen darauf, dass ihm jemand etwas Geld in ein kleines Gefäß legt. Dieser Bruder ist einer von vielen, die auf der Straße um Geld bitten, einer von vielen, deren Bekanntschaft ich dort gemacht habe. Der HEILIGE GEIST schickt mich sozusagen zu Hausbesuchen zu denen, die kein Obdach haben. Ich werde zu ihnen als den Meinen geschickt, denn sie gehören DIR.

Eine vormalige Begebenheit mit diesem Bruder taucht in meiner Erinnerung auf. Ich bin bei ihm, habe etwas in sein Geldtöpfchen getan, ihm zugehört und still die Vergebung in unserem Namen angenommen. HEILIGER GEIST, bitte nimm dieses von meinem Bruder und mir. Währenddessen stellt sich ein anderer Bruder in unsere Nähe. Er hält ebenfalls ein Geldtöpfchen. Auch aus ihm höre ich den Ruf um Vergebung. Wie mir geheißen, dehne ich die Vergebung aus und fühle meine Liebe für alle Brüder. Da kommt mir eine Idee. Geben und Empfangen sind ja eins, sagt Jesus im Kurs (Geben und Empfangen sind in Wahrheit eins, Lektion 108, Ü, S. 195). Wie kann ich helfen? Bitte, hilf mir, HEILIGER GEIST, das Hilfreiche zu tun! Ich habe dem – zuerst erwähnten – Bruder gerade einen Zehneuroschein gegeben und zwei Münzen zu je 50 Cent. „Sieh mal“, sage ich zu ihm, „da ist noch jemand, der etwas Geld haben möchte.“ Meinem Bruder ist das nicht entgangen: „Der nimmt mir meinen Platz. Wenn zwei beisammen stehen, gibt keiner mehr“. HEILIGER GEIST, denke ich, bitte nimm meine Vergebung und mein Annehmen der Sühne stellvertretend für den Bruder, nimm unsere Vergebung und unser Annehmen der Sühne für die Angst, für alle Illusionen und hebe DU die Folgen unserer Fehlentscheidungen auf. „Weißt du“, fahre ich fort, „wenn du gibst, bekommst du. Das sagt GOTT. Hast du nicht Lust, dem Bruder 50 Cent in seinen Becher zu tun?“ „Nein, ich kann es nicht“, erwidert der Bruder. „Das Gesetz der Straße ist hart, das habe ich gelernt. Ich wurde auch vertrieben.“ Wieder nehme ich die Sühne an und bitte darum, uns von diesem falschen Lernen zu befreien, dehne die Liebe aus, die ich bekomme. Ich insistiere nicht und sage, dass ich akzeptiere, dass er es nicht tun möchte. „Ich glaube, du hast Recht“, überlegt der Bruder, „aber ich schaffe es nicht.“ „Dann tue ich es für dich.“ Also nehme ich 50 Cent aus meinen Geldbeutel und gebe sie in den Becher. Der Beschenkte lächelt, und die Verbindung zwischen uns dreien ist hergestellt.

Das alles kommt mir in den Sinn, als ich heute frage, wohin ich gehen solle. Ich mache mich auf den Weg. In mir sind keine Zweifel, ob der Bruder da ist. Und da sitzt er. Mit seinem Hund. Wie ich es geistig sah. Ich hocke mich zu ihm und merke meine Freude, bei ihm zu sein. In meiner Geldbörse befinden sich ein Zwanzigeuroschein, ein Fünfeuroschein und Münzgeld. Ich entnehme den Fünfeuroschein und gebe ihn dem Bruder. Auch er freut sich sichtlich, mich zu sehen, nicht nur wegen der Geldspende: „Weißt du, ich kenne wenige, mit denen ich reden kann. Vor einigen Jahren hatte ich einen normalen Beruf, ein Auto…und jetzt…und auch noch diese Schmerzen.“ Er hofft, operiert zu werden, um Linderung zu erhalten. Voller Liebe segne ich den Bruder, dehne die Vergebung aus: Bitte, nimm den Schmerz aus dem Geist des Gottessohnes. „Eigentlich bräuchte ich ja 15 Euro“, stellt der Bruder fest. Kein Zögern ist in mir: ich weiß, was ich will. „Kannst du mir die fünf wiedergeben?“ Der Bruder vertraut und tut es. Ich stecke sie ein und ersetze sie durch die 20 Euro, die ich noch habe. Wir reden weiter. Auf einmal holt der Bruder ein Faltblatt hervor. Es stammt von einer religiösen Vereinigung. „Kennst du das? Jemand hat es mir eben gegeben. Das handelt von Jesus. Als man es mir gab und sagte, es könne mir vielleicht helfen, meinte ich: „Na, dann kann Jesus ja mal vorbeikommen und mir zwanzig Euro vorbeibringen“. Wow!! Von einer Woge der Freude werde ich mitgerissen. Wie froh ich bin! So eingesetzt zu werden! Oh, Jesus, danke!, denke ich. Laut sage ich: „Das hat Jesus ja getan. Oder habe ich dir nicht eben 20 Euro gegeben?“ „Wieso – hat das etwas damit zu tun?“ „Na, klar“, strahle ich. Und erzähle, wie mir im Geistigen gezeigt wurde, dass ich genau hierher gehen sollte. „Glaubst du wirklich, das hat miteinander zu tun?“ „Aber ja, ich bin mir ganz sicher. Siehst du nicht die Übereinstimmung?“ „Hmm“. Immer mehr kann ich die Liebe ausdehnen, bin glücklich, streichle der Bruder.
Meine Freude hält noch lange an. Von GOTTES Gnade und Liebe erfüllt wandere ich weiter durch die belebten Straßen. Gnade und Liebe in mir denen sich zu allem und jedem aus. Die Freude ist grenzenlos. Mit den Augen des Körpers sehe ich die Körper meiner Brüder. Und doch schaue ich darüber hinaus und weiß: Du bist SEIN geliebter Sohn. Und du auch. Und du. Und du.

Ja, dahin soll ich heute gehen.

Und doch ist dieses nur ein Traum.
Aus dem ich erwachen will.
Amen.



Die in diesem Text enthaltenen Gedanken zu Ein Kurs in Wundern (Gutach i. Br: Greuthof, 6. Aufl. 2004) stellen die persönliche Meinung und das persönliche Verständnis der Autorin dar und nicht die der Inhaber der Rechte für Ein Kurs in Wundern.


Zitate aus Ein Kurs in Wundern beziehen sich auf folgende Ausgabe: Ein Kurs in Wundern, 6. Auflage 2004, Greuthof Verlag, Gutach i. Br. Für die Quellenangaben wird das System aus Ein Kurs in Wundern verwendet (siehe dort unter »Anmerkungen«). Die einzelnen Teile des Kurses werden folgendermaßen abgekürzt: T = Textbuch, Ü = Übungsbuch.

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